Beispiele aus der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie


Ein achtjähriger Junge fällt in der Schule dadurch auf, dass er anscheinend grundlos in Wut gerät und andere Kinder schlägt. Die schulischen Leistungen sind sehr unbefriedigend trotz guter Begabung.

oder

Ein vierjähriges Mädchen fühlt sich im Kindergarten nicht wohl. Sie spricht selten, spielt nicht spontan und scheint an der Erzieherin zu kleben. Es gibt jeden morgen Kämpfe, bis sie im Kindergarten ist.

oder

Eine Sechzehnjährige ist seit einem Jahr nur noch mit ihrem Körper beschäftigt. Um ihr „Idealgewicht“ zu erhalten, hungert sie sich durch den Tag. Sie geht kaum mehr aus dem Haus, für ihre Freunde und Hobbies hat sie jedes Interesse verloren.

oder

Ein Elfjähriger klagt immer wieder über morgendliche Kopfschmerzen. Der Kinderarzt hat den Jungen gründlich untersucht, aber bei dem ernsten und immer etwas in sich gekehrten Jungen hat er keine körperlichen Ursachen feststellen können.

oder

Ein Achtzehnjähriger steht kurz vor dem Abitur. Er hat ausgezeichnete Noten. Sein Problem ist, er fühlt sich außerstande, ein Mädchen anzusprechen. Er grübelt viel und hat sich in den letzten Jahren immer mehr von anderen Jugendlichen isoliert.

oder

Eine Siebenmonatige schreit so viel, dass beide Eltern am Rande der Verzweiflung sind. Die finden keine Erklärung. Die Untersuchung und Beruhigung durch den Kinderarzt hat kein Ergebnis gebracht.

Hinter vielen Störungen und Symptomen verbergen sich Probleme, deren Ursachen nicht bewusst sind. Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten/innen bieten Kindern und Jugendlichen einen geschützten Raum, in dem sie diese Probleme darstellen und die krankheitsverursachenden unbewussten Konflikte gestalten können.
Kinder benutzen in der vertrauensvollen therapeutischen Beziehung zur Darstellung ihrer Konflikte häufig Gestaltungsmittel wie Spiel oder Zeichnung, während Jugendliche und junge Erwachsene das Gespräch nutzen.
So entsteht mit dem/r Therapeuten/in langsam eine Beziehung, in der sich die inneren Themen des Kindes oder Jugendlichen, seine Sorgen, Wünsche und Phantasien, seine inneren Konflikte und Ängste entfalten können und mit Hilfe des/r Therapeuten/in in Worte gefasst werden können. Beide lernen, die in der therapeutischen Übertragungsbeziehung erlebten Gefühle und Vorstellungen in einen Zusammenhang mit den Problemen und Symptomen des Kindes oder Jugendlichen zu bringen und darüber die Ursachen der Erkrankung, die bisher unbewusst waren, zu verstehen.
Ein weiterer Schwerpunkt in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist es, das Kind im Kontext des individuellen Familiengeschehens zu verstehen und ggf. mit der Gesamtfamilie lösungsorientiert zu arbeiten. Wichtig für den Erfolg der Behandlung ist, dass Eltern in den Gesprächen wieder Sicherheit und Selbstvertrauen gewinnen und dadurch langfristig ihren Kindern und Jugendlichen ein entwicklungsförderndes Umfeld bieten.
Ziel der Behandlung ist es, dem Kind bzw. dem oder der Jugendlichen neue Möglichkeiten der psychischen Verarbeitung seiner Ängste und Konflikte zu eröffnen, so dass langfristig die weitere Entwicklung und das innere Befinden nicht mehr durch neurotische Symptome oder Verhaltensauffälligkeiten beeinträchtigt werden müssen.

 

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